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Osteopathie für Erwachsene

Osteopathie ist eine manuelle Medizin.
Das heißt, die Werkzeuge des Therapeuten sind ausschließlich seine Hände. Mit ihnen tastet er Schmerz, fühlt, streichelt, übt sanften Druck aus, lockert und löst Blockaden.

Der menschliche Organismus gleicht einem großen Uhrwerk mit zahllosen Zahnrädern, die alle ineinander greifen und in der Gesamtheit funktionieren.  Hakt es an einer Stelle, führt das zu Komplikationen im gesamten System. Der Mensch reagiert mit Schmerzen, die sich falsch oder nicht behandelt häufig in chronische Beschwerden umwandeln. Mit einem speziellen naturheilkundlichen Heilverfahren - der sogenannten Osteopathie - kann oft geholfen werden.

Leben ist Bewegung
Mit den Händen tastet der Therapeut den Schmerz und rückt vorsichtig zurecht, wo ein Wirbel, ein Nerv, ein Gelenk blockiert, ein Organ verspannt ist, Muskeln verkrampft und damit in ihrer  Beweglichkeit eingeschränkt sind. Die Grundüberzeugung der Osteopathen ist nämlich, dass alles Leben Bewegung ist, was sich bis in die kleinste Zelle des menschlichen Organismus erstreckt. Starre Verbindungen gibt es im menschlichen Körper nicht.
Tatsächlich ist unser Organismus in all seinen Teilen beweglich. Und das nicht nur in den Gelenken, sondern auch dort, wo innere Organe aneinander grenzen. Ist die Bewegungsfreiheit irgendwo an diesen Berührstellen gestört, was  durch eine Entzündung oder eine Verspannung der Fall sein kann, sind Schmerzen oder gar Krankheiten vorprogrammiert.
Das Ziel der Osteopathie ist es, die Beweglichkeit zu erhalten oder wieder herzustellen.

Sie gliedert sich in drei Teilgebiete:

  1. Die Gesamtheit der Gelenke und Knochen (osteoartikulärer Bereich).
  2. Die inneren Organe und deren Zusammenhänge zum Gesamtorganismus (visceraler Bereich)
  3. Die Verbindung zwischen Schädel- und Kreuzbein (cranio-sacraler Bereich)

Der Begründer der Osteopathie, der amerikanische Arzt Dr. Andrew Taylor Still, entwickelte die Methode schon vor über 100 Jahren. Dr. Still war zu seiner Zeit mit den medizinischen Kenntnissen und Methoden nicht einverstanden. Seine Überzeugung lautete, " dass Gott den Menschen so gut geschaffen hatte, dass man weder etwas hinzufügen, noch etwas wegzunehmen bräuchte".
Still hielt es für besser, in genauer Kenntnis der Anatomie und Physiologie des Körpers mit dem Patienten zu arbeiten und dem Organismus lediglich Anstöße zur Anregung der inneren Heilkraft zu geben, wobei der Therapeut sich als eine Art Mechaniker versteht, der das komplizierte Uhrwerk, den menschlichen Organismus wartet, aber selbst nicht tiefgreifend eingreift. Die Selbstheilungskräfte des Körpers erledigen die eigentliche Arbeit. Spritzen und Medikamente gibt es beim Osteopathen deshalb nicht.

Ursachen ergründen
Nicht nur die akuten Beschwerden gilt es also mit Hilfe der Osteopathie zu beheben, sondern den Ursachen auf den Grund zu gehen. Symptome entwickeln sich dann, wenn der Organismus nicht mehr in der Lage ist, die Gesamtheit der vielen einzelnen Störungen
(die Osteopathen sprechen von Dysfunktionen) zu beheben.
Am schwächsten Glied in der Kette kommt es dann zum Problem, zur Krankheit oder zum akuten Schmerz. Dabei geht der Organismus ganz hierarchisch vor, das heißt  lebenswichtige Bereiche und innere Organe müssen mit höchster Priorität geschützt werden. Dazu gehören Atmung,
Herz und Kreislauf, Fortpflanzung, Verdauung und Ausscheidung. Dabei versteht sich die Osteopathie nicht als Notfallmedizin, und kann die schulmedizinische Behandlung nicht grundsätzlich ersetzen.
Viele Haltungsveränderungen oder Schmerzen sind im wahrsten Sinne des Wortes nur "vorgeschoben", um lebenswichtige Bereiche zu schützen. Dazu gehören zum Beispiel Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen. Sie können osteopathisch ebenso behandelt werden wie Schiefhals, Hexenschuss und Sportunfälle oder chronische Gelenkerkrankungen. Aber auch bei Hörsturz und daraus folgenden Ohrgeräuschen (Tinnitus), Verdauungsstörungen, Blasenschwäche, Heuschnupfen oder Asthma, Kreislaufschwierigkeiten und Menstruationsschmerzen, Nervosität, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Zähneknirschen und Schweißausbrüchen helfen die gekonnten Grifftechniken oftmals.
Leidet der Patient unter immer wiederkehrenden Nasennebenhöhlen- und Stirnhöhlenvereiterungen, prüft der Osteopath, ob die betroffenen Bereiche ausreichend gut belüftet, oder ob die Abflusswege sowohl der Venen und Arterien, aber auch der Lymphe behindert sind. Er untersucht außerdem die Halswirbelsäule, den Brustkorb und das Zwerchfell, die alle mit den Beschwerden zu tun haben können. Sogar Blähungen im Dickdarm können zu Problemen im Bereich der Atemwege führen. Dies gilt es dann zu beheben.
Die erste Therapie beginnt denn auch mit einer genauen Untersuchung des Patienten:
Wie steht, geht und sitzt er? Wie hält er sich? Dann wird der Körper abgetastet: Wie beweglich sind die Gelenke? Was kann die eine Körperseite, die andere dagegen nicht?
Eine Stunde dauert die Behandlung, und zuweilen genügen einige Sitzungen. Die Kosten für eine osteopathische Behandlung werden seit 2012 von einigen gesetzlichen Krankenkassen teilweise übernommen.

Auszug aus Artikel von Ulrich Rückert in 
Ausgabe April 2000 Reformhaus KURIER

Ein Beispiel für die Aussage "Leben ist Bewegung".
Leben zeigt sich in Form von Bewegung. Wo Bewegung verhindert wird, macht sich Krankheit breit.  Die Osteopathie kann Bewegungseinschränkungen aufspüren und lösen. Wie wichtig Bewegung ist und wieviel unsere Körper bewegt zeigt eindrucksvoll folgendes Beispiel.

Unsere Nieren bewegen sich 600 Meter am Tag!
Sie werden sich fragen wie das geht. Nun, wir atmen erwiesenermaßen ca. 20.000 mal pro Tag ein und aus. Die Nieren werden durch die Bewegung des Zwerchfells (unserem Hauptatemmuskel) nach unten gedrückt und senken sich bei der Einatmung ca. 1,5 cm ab und legen
dieselbe Strecke bei der Ausatmung in entgegengesetzte Richtung zurück. Das sind pro Atemzug ca. 3 cm. Nehmen wir die 3 cm x 20.000 Atemzyklen, so bewegen die Nieren 60.000 cm  oder 600 Meter pro Tag.
Bewegt ein Organ nicht mehr, da es aus irgendwelchen Gründen bindegewebig (faszial) fixiert ist, so entsteht immer ein Stau im Organ. Dieser Stau führt zu neuen Problemen, die sich über Nervenbahnen (einem viszero-somatischen Reflexbogen) an der Wirbelsäule widerspiegeln
und Schmerzen im Bereich des dazugehörigen Segmentes auslösen. Im Fall unserer fixierten und gestauten Nieren wird der Patient über Schmerzen im Bereich des Rückens (Th 10 - L1 -orthosympathische Innervation-) und / oder im Bereich der oberen Kopfgelenke (-parasympathische Innervation-) klagen. Der Osteopath wird sich selbstverständlich nicht sofort auf die Wirbelsäule konzentrieren, sondern den Körper in seiner Gesamtheit betrachten und unter anderem auch die Nierenbeweglichkeit prüfen und den Bewegungsverlust wenn möglich beheben. Er behandelt somit immer die Ursache und niemals die Folge einer Erkrankung.

Wie kann ich einen guten von einem weniger guten Osteopathen unterscheiden?
Einen guten Osteopathen erkennt man erstens an seiner Ausbildung und zweitens an seiner Art, wie er osteopathisch behandelt. Fragen sie ihren Osteopathen an welcher Akademie er gelernt hat und wie lange eine Ausbildung dort dauert. Eine normale Ausbildung dauert mindestens 5 Jahre!
Eine qualifizierte Ausbildung macht jedoch noch keinen guten Osteopathen aus. Für die Behandlung selbst lassen sich Kriterien festlegen, die eine Qualitätskontrolle erlauben.
Ein anerkannter Osteopath arbeitet immer, es sei denn er ist Arzt oder Heilpraktiker, nur auf Privatrezept. Ansonsten greift im Falle eines Falles der Versicherungsschutz für Osteopath und Patienten nicht.
Selbstverständlich muss der Osteopath auch selbst behandeln. Ein Mitarbeiter einer osteopathischen Praxis, der selbst keine langjährige Ausbildung absolviert hat, kann auch nicht osteopathisch behandeln
Ein ernstzunehmender Osteopath geht nicht in Vorkasse, stellt keine überhöhten Forderungen und macht auch keine Versprechungen. Psychische Probleme gehören z.B. nicht in seinen Behandlungsbereich, daher schickt er Patienten an die entsprechenden Fachgebiete weiter.
Ein guter Osteopath nimmt den Patienten als Mensch wahr. Er wird deshalb aufmerksam zuhören, auf den Patienten eingehen und ihm sachlich seinen Befund erläutern. Dies beansprucht Zeit. Deshalb wird eine osteopathische Erstuntersuchung ca. eine Stunde und die weiteren Behandlungen zwischen 30 und 60 Minuten in Anspruch nehmen. Eine kurze Manipulation ohne umfassende Untersuchung hat mit Osteopathie nichts zu tun. Es sind mehrere Behandlungen notwendig, damit sich ein Osteopath ein umfassendes Bild über den Patienten machen kann.
Ein guter Osteopath zeichnet sich zu guter Letzt durch eine sachliche Gelassenheit aus. Er ist kein Heiler, sondern jemand der dem Körper hilft seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Nicht der Osteopath, sondern der Patient steht stets im Vordergrund.

Was kostet eine osteopathische Behandlung?
Die Honorierung osteopathischer Leistungen ist nicht geregelt. Physiotherapeuten und Heilpraktiker die osteopathisch arbeiten, müssen sich nicht an die Gebührenordnung der Ärzte halten. Deshalb kann der Osteopath die für ihn angemessene Vergütung verlangen. Dennoch muss man sich als Patient nicht überteuerte Forderungen gefallen lassen. Ein Vergleich mit anderen Therapiemethoden und deren Vergütung erlaubt eine ungefähre Einschätzung.
Die Mehrzahl der tätigen Osteopathen sind Physiotherapeuten. Deren Leistung wird von den Krankenkassen nach Zeiteinheiten abgerechnet. Eine Zeiteinheit beträgt 20 Minuten. Auf einen Stundensatz hochgerechnet verdient ein Physiotherapeut zwischen 50 – 70 Euro.
Ein Heilpraktiker hat einen Stundensatz zwischen 50 – 60 Euro.
Betrachtet man nun die Ausbildung eines Osteopathen, so darf ein Osteopath ab dem 4. Ausbildungsjahr ganzheitlich osteopathisch tätig werden. Hinzu kommt seine 3 jährige physiotherapeutische Ausbildung, sowie ggf. eine 2-jährige Heilpraktikerausbildung. Dies ergibt eine neunjährige Ausbildung, bevor ein Physiotherapeut ganzheitlich osteopathisch tätig werden darf.
So betrachtet erscheint ein osteopathischer Stundensatz zwischen 95 – 120 Euro als angemessen.
Forderungen die über dieses Maß hinausgehen, sollten mit Skepsis betrachtet werden.

Kostenübernahme durch die Krankenkassen?
Einige gesetzlichen Krankenkassen übernehmen seit 2012 einen Teil der Kosten. Eine Einzelanfrage bei den Kassen auf Kostenübernahme ist jedoch anzuraten. Private Kassen übernehmen im Einzelfall die Kosten teilweise oder ganz.

Auszug aus der Indikationsliste für Osteopathie:

  • Rückenschmerzen
  • Menstruationsbeschwerden
  • Menstruationsbedingte Kopfschmerzen
  • Narben und Verwachsungen
  • Schlafstörungen
  • Störungen des Kiefergelenkes (Fehlbiss)
  • Migräne
  • Schwindel
  • Depressionen
  • Konzentrations- / Lernstörungen
  • psychosomatische Erkrankungen
  • Verstauchungen
  • Schlaganfall (in der Rehabilitationsphase)
  • Sehstörungen
  • chronische Mittelohrentzündungen
  • Gelenkbeschwerden
  • Schulter- und Nackenprobleme
  • Schleudertrauma
  • Verdauungsstörungen
  • Stressinkontinenz
  • Störungen im Bereich des Bewegungsapparates
  • Tinnitus

 

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